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Die INDEPENDENT DAYS-Publikumswettbewerbe haben große Strahlkraft

Die Filmprogramme des Kurzfilmwettbewerbs faszinieren das Publikum.
Die Filmprogramme des Kurzfilmwettbewerbs faszinieren das Publikum. Foto: Jürgen Rösner

Auch im diesem Jahr ist der Publikumswettbewerb ein Highlight der INDEPENDENT DAYS|22. Internationale Filmfestspiele in Karlsruhe. Ob Komödie oder Drama, Realfilm oder Animationsfilm: Die Themen und Filmstile könnten dabei nicht unterschiedlicher sein. Bereits an den Reaktionen während der Filmvorführung, aber auch in den Gesprächen mit dem Publikum und den angereisten Filmschaffenden merke ich, welche große Kraft die Kurzfilme haben und wie viele Emotionen bei den Menschen geweckt werden.

Ein Blog-Artikel von Ann-Sophie Linnartz

Wenn es ein Film aus einem der sechs Vorrundenblöcke nicht ins Finale am Samstag Abend geschafft hat, hat dies nicht mit seiner Qualität oder Relevanz zu tun. Vor allem der Film "The Online Shop" von Carsten Woike lenkt den Fokus auf ein Thema, das viel zu wenig Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit erhält: Häusliche Gewalt. Aber auch Filme aus dem Iran sind in diesem Jahr vertreten. So geht es in "Suite Night" von Mahtab Pishghadam um eine Frau, die hingerichtet werden soll, weil sie den Vergewaltiger ihrer Freundin getötet hat, um sie zu retten.

Hinter den Kulissen einer Filmproduktion

In den letzten Tagen wurde den Zuschauenden bei den Filmvorführung nur das Endergebnis der harten Arbeit der Künstlerinnen und Künstler präsentiert. Was hinter der Geschichte auf der Leinwand steckt, bleibt dabei oft im Verborgenen. Doch Eveline Schönfeld, Regisseurin des Films "Sei der Frosch", hat mir einen Einblick hinter die Kulissen ihres Filmdrehs gegeben. Für alle, die den Film nicht gesehen haben, hier eine kurze Zusammenfassung: Im Film erzählt die Filmemacherin die Geschichte von ihrem Großvater und wie sein gelähmtes Bein seinen Alltag beeinflusst. Die Idee für den Film war schnell geboren, doch ihren Großvater auf seine Behinderung anzusprechen – und gleich einen ganzen Film über ihn zu drehen – kostete sie einiges an Überwindung. Doch letzten Endes hat es die beiden nur enger zusammengeschweißt, erzählt sie.

 

Dass die Inspiration für die Filme von eigenen Erfahrungen geprägt ist, zeigt auch die Geschichte hinter dem Film "How to Properly Kill Dead Animals" von Micha Muhl. Die Mediensatire ist im Stil eines YouTube-Videos gedreht. Die beiden Protagonisten nehmen ihre YouTube-Fans mit auf die Jagd und zeigen ihnen, wie man Tiere richtig tötet. Micha Muhl hat selbst ein solches Video auf YouTube entdeckt und hat dies zum Anlass genommen, Kritik an der heutigen Internetkultur zu üben und will zum Denken anregen über die Wertigkeit von Mensch und Tier.

 

Für seinen trashig inszenierten Ansatz wurde Micha Muhl mit dem Best Trashfilm Award des Festivals ausgezeichnet. Dieser wurde ihm bereits am Freitag überreicht. Denn neben den Hauptpreisen, die am Samstag Abend auf der großen AWARD GALA verliehen werden, werden bei den INDEPENDENT DAYS über die Festivalzeit hinweg noch drei weitere Sonderpreise verliehen. Neben dem Best Trashfilm Award noch der UNESCO City of Media Arts Award sowie der Best Medium Length Film Award. Detailreiche Einblicke in seine Produktion gab dann nach der Award-Übergabe Micha Muhl bei INDEPENDENT DAYS-TV.

Den krönenden Abschluss beim Publikumspreis machte gestern Abend das Kurzfilm-Programm "The Beautiful World of Animation". Vor allem die Vielfalt von Animationsstilen zu sehen, hat die Zuschauenden fasziniert. Auffällig ist, dass viele der Beiträge keineswegs wie Kinderfilme anmuten, sondern auch mit schweren Themen wie Spielsucht, der menschengemachte Klimawandel, Umweltverschmutzung oder soziale Ungleichheit daher kommen.

 

Viele Beiträge gehen zu Herzen und überzeugen durch ihren Detailreichtum oder ihren beeindruckenden Animationsstil. Nah geht zum Beispiel der iranische Beitrag "The Sprayer", der in einer brutalen Diktatur spielt, in der Armee-Truppen die letzten Pflanzen der Stadt vernichten sollen.

 

In nicht einmal einem Monat hat Yining Tan ihren Film "Der Kindergarten" gedreht. Bis tief in die Nacht häkelte sie die Figuren und animierte diese auf dem Küchentisch. Gegessen wurde da dann über Wochen einfach auf dem Boden und im Bett. Hier wird das große Engagement und die Selbstaufopferung der oftmals sehr jungen Filmschaffenden für ihre Filmkunst deutlich.

Das große Finale des Publikumswettbewerbs

Heute Abend um 19:00 Uhr werden die sechs Filme der Finalistinnen und Finalisten in der Schauburg aufgeführt. Welche sechs Filme es ins Finale geschafft haben, ist im Online-Programm nachzulesen. Alle Filmliebhaberinnen und Filmliebhaber und jene, die es noch nicht sind, sind herzlich zum großen Finale des Publikumspreises eingeladen. Und direkt im Anschluss wird dann auch der mit 1.500 Euro dotierte Filmpreis der Stadt Karlsruhe, der hierbei ausgelobt ist, verliehen.

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