Die diesjährigen INDEPENDENT DAYS|21. Internationale Filmfestspiele Karlsruhe fanden wieder ausschließlich im Kino statt. „Leider war der Publikumszuspruch noch sehr verhalten, was sicherlich auch noch mit der Corona-Pandemie zusammenhängt“, erklärt Festivalleiter Dr. Oliver Langewitz. „Dennoch freuten sich die vielen angereisten Filmemacher zum Beispiel aus Frankreich, Albanien, Estland, Italien oder dem Vereinigten Königreich, ihre Filme auf großer Leinwand dem Publikum präsentieren und sich untereinander vernetzen zu können“, so Langewitz weiter.
Dabei wurde insbesondere die hohe Qualität der Filmvorführung in der SCHAUBURG von den Filmemacherinnen und -machern gelobt, aber auch das vielfältige und hochwertige Programm insgesamt. „Für uns sind dies die zentralen Elemente eines Filmfestivals, sodass die hybride Form im vergangenen Jahr eine absolute Notlösung war und wir uns entschieden haben, auf ein Digitalstreaming der Filme zu verzichten, da wir uns ganz klar von Streaming-Angeboten abgrenzen und das Kino feiern wollen“, betont Langewitz.
140 Filme aus 45 Ländern, darunter viele Filme, die in Karlsruhe ihre Welt-, Europa- und Deutschlandpremiere feiern. Diese konkurrierten miteinander um zehn Filmpreise im Wert von 12.000 Euro, die auf der AWARD GALA am Samstag, 25. September 2021, im großen Saal der SCHAUBURG vergeben wurden. Durch den kurzweiligen Abend führten die Karlsruher Schauspielerin Nadine Knobloch und Moderator Rolf Oepen. Schirmherr Dr. Frank Mentrup betonte die Internationalität des Festivals und die starke Arbeit des ehrenamtlichen Teams. Zudem vergab er den mit 1.500 Euro dotierten Filmpreis der Stadt Karlsruhe im Publikumswettbewerb, der in diesem Jahr an den iranisch-deutschen Beitrag „BAHAM – together“ von Shahab Habibi, welcher die herzergreifende Geschichte des politischen Flüchtlings Pouya erzählt, der seine Frau aus dem Iran nach Deutschland nachholen möchte.
Der mit 2.500 Euro dotierte Filmpreis der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe ging in diesem Jahr an einen Kurzfilm aus Kolumbien. Sparkassen-Vorstand Marc Sesemann überreichte die Trophäe symbolisch an Filmemacherin María Teresa Salcedo Montero für „Wild Lea“, die nur über Video zugeschaltet war. Der Film kombiniert, so die Jury-Begründung, verschiedene Animationstechniken miteinander, wobei besonders die grandiose Stop-Motion-Technik im Vordergrund steht, welche in diese mystische Fantasiewelt entführt und neben der zauberhaften Geschichte zur stimmungsvollen Atmosphäre bravourös beiträgt.
Der von der Messe Karlsruhe gestiftete Newbie-Award für das beste Erstlingswerk ging an „SOYKA“ von Anastasiya Sergienya. „Der Film besticht durch eine sensible Handschrift, großartige Bilder und eine Hauptfigur, deren Schicksal traurig stimmt. Ein Kurzfilm, schnörkellos brutal in seiner Botschaft und auf höchstem Niveau produziert, der beinahe schon routiniert wirkt, sodass es umso mehr erstaunt, dass es sich bei diesem Film um ein Erstlingswerk handelt.“, so die Jury-Begründung.
Der FEMALE AWARD für die beste weibliche Regiearbeit ging an moldawische Regisseurin Natalia Shaufert für ihren Kurzfilm „Mother Nature“. Der Award wurde ebenfalls von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup überreicht, da dieser als Teil der Europäischen Kulturtage 2021 ebenfalls von der Stadt Karlsruhe gestiftet wurde. Auf schwarzhumorige Weise nähert sich der Film einem wichtigen „grünen“ Thema der heutigen Zeit an, bei welchem es um Tierwohl, Nachhaltigkeit und einen bewussten Umgang mit unserem Planeten geht.
Der Indie Award der IAVF Antriebstechnik GmbH für den besten Feature Film geht an „The Unfinished Portrait of Klara Bellini“. In der Jury-Begründung heißt es: „Der Preisträgerfilm ist ein leuchtendes Beispiel für das Independent Cinema; nicht nur in der behutsamen Art und Weise wie Namik Ajazi mit seinen Figuren umgeht, sondern auch weil er zeigt, was im Independent Cinema alles möglich ist und wie einfallsreich Independent Cinema sein muss, weil es nicht über die Mittel von Hollywood verfügt.“
Der BEST ACTRESS AWARD der Vollack Group ging an die Schauspielerin Melodie Wakivuamina für ihre Leistung in dem Kurzfilm „I AM“. Die Jury meint: „Bemerkenswert ist das Spiel von Melodie Wakivuamina, der es gelingt, nicht nur sämtliche Emotionen aus ihrem Gesicht und Körper zu verbannen, sondern mit absoluter Starrheit und den zwar menschlich anmutenden, aber doch irgendwie steif wirkenden Bewegungen perfekt die Eigenschaften einer Androidin zu imitieren.“ Für seine Schauspielkunst ging der BEST ACTOR AWARD der Vollack Group an Anil Fastenau „Qazi“, der facettenreich und nuanciert eine emotionale Talfahrt erlebt, die ihn an den Rand des Ertragbaren drängt.
Der Short Shortfilm-Award, gestiftet von den Badischen Neuesten Nachrichten, geht an „Pripiat“ von Stéphane Ryters aus der Schweiz. „In allen Aspekten der Gestaltung – Thema, Szenenauswahl, Schnitt, Musik – zeugt „Pripiat“ nicht nur von einem engagierten inhaltlichen Ansatz voller Humanität, sondern auch von herausragendem Gespür für den Einsatz des Mediums Film und seiner Möglichkeiten. Ein kleines Meisterwerk, das in seiner Kürze tiefen Eindruck hinterlässt“, so die Jury-Begründung.
Der Best Filmmusic Composer Award geht an Dascha Dauenhauer für ihre Arbeit beim Trickfilm „Have a Nice Dog!”. Die Jury meint: „Der Einsatz der Musik erscheint oftmals sehr subtil, mit einsamen, fast kreischenden Geigen oder den Klängen eines alten, heruntergespielten Klaviers, bei welchem sogar die eigentlich eingängigen klassischen Melodien, die immer einmal wieder aufbranden, disharmonisch klingen. Und dann die Synthesizer-Klänge, welche die Flucht am Ende des Films begleiten und eine Gänsehaut erzeugen. Hier zeigt sich meisterhaft, welche große Bedeutung die Filmmusik als emotionale Note eines Filmes hat.“
Der Underground Award „Die Goldene ID 2021“ geht an einem Film, „der uns nahezu magisch in den Bann gezogen hat. Das gleichsam dokumentarische und mystisch anmutende Mantra auf eine der bekanntesten Städte der Welt hat uns durch die außergewöhnlich dichte filmische und akustische Narration überzeugt.“ Die Jury verleiht diesen Preis an „KOPACABANA“ von Marcos Bonisson und Khalil Charif.
Am Ende der AWARD GALA sprach die Jury noch eine Special Mention für den Langfilm „Paul Keller – Stille im Schrei“ von Axel Loh aus, der in seiner Machart alles in sich vereint, was einen guten Independent-Film ausmacht.
„Der Termin für die kommende Festivalausgabe steht noch nicht fest, dennoch freut sich das Organisationsteam auf die nächsten INDEPENDENT DAYS unter hoffentlich normalisierten Bedingungen“, stellt Langewitz fest.